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Ausblick 2025 ‒ Euroraum
Das Wichtigste in Kürze
- Wir rechnen für 2025 im Euroraum mit 1,0% Wachstum, wobei Abwärtsrisiken überwiegen.
- Bei Staatsanleihen aus dem Euroraum sind wir über- und bei Aktien aus der Region untergewichtet.
- Angesichts des Wachstums- und Inflationsgefälles ist mit einer weiteren Abschwächung des Euro gegenüber dem Dollar zu rechnen.
Makroökonomischer Ausblick
Wir erwarten 2025 im Euroraum eine leichte Beschleunigung des Wirtschaftswachstums auf 1,0% gegenüber 0,8% im Jahr 2024. Wichtigste Stütze der Konjunktur wird die Lockerung der Geldpolitik sein, denn wir gehen davon aus, dass die EZB die Zinsen bis Juli 2025 bei jeder Sitzung senken wird, sodass der Einlagensatz auf 1,75% zurückgeht. Die geldpolitische Lockerung dürfte zu höheren Ausgaben der privaten Haushalte führen, weil sie den Anreiz zum Sparen reduziert und die Erholung der Investitionen in Wohnimmobilien unterstützt.
Bei unserem Wachstumsausblick überwiegen die Abwärtsrisiken. Die große Unsicherheit über die Handelspolitik könnte das Wachstum im Euroraum direkt (über die Exporte) und indirekt (über das Konsum- und Geschäftsklima) belasten. Unser Basisszenario geht davon aus, dass sich die Zölle der Trump-Administration nur geringfügig auf das Wachstum auswirken werden. Entscheidend werden indes Art und Zeitpunkt der Zölle sowie die Reaktion der EU sein.
Unter den großen Volkswirtschaften des Euroraums dürfte Spanien am besten abschneiden, wenn auch nicht so deutlich wie 2024. Generell sehen wir eine Abschwächung des Wachstums in Südeuropa, doch die Länder dort dürften sich aufgrund ihres größeren Dienstleistungssektors als widerstandsfähiger gegenüber externen Schocks erweisen als die eher industrielastigen nordeuropäischen Länder, die von den Handelsspannungen und dem Wettbewerb mit China stärker betroffen sind.
Wir erwarten im Euroraum bis Ende 2025 eine Konvergenz der Inflation in Richtung der 2%-Marke, wobei die Gesamtinflation bei durchschnittlich 1,9% und die Kerninflation bei 2,2% liegen dürfte. Haupttreiber der Disinflation wird eine weitere Abkühlung bei den Dienstleistungspreisen sein, die auf die Normalisierung nach der Pandemie zurückzuführen ist.
Auswirkungen für Anleger
Bei Euro-Staatsanleihen übergewichtet. Die drohenden US-Zölle und die politische Unsicherheit in Verbindung mit den Zinssenkungen der EZB dürften die Rendite 10-jähriger deutscher Bundesanleihen bis zur Jahresmitte auf 1,8% drücken, bevor die zunehmende globale Renditedynamik sie bis zum Jahresende wieder auf 2,1% steigen lässt.
Bei Investment-Grade-Anleihen aus dem Euroraum (EUR IG) optimistisch. Wir sind bei EUR IG übergewichtet und halten dieses Segment für attraktiver als Cash. Wegen der engen Spreads wird die Rendite jedoch größtenteils aus dem Carry resultieren.
Anhaltende Euro-Schwäche. Wir prognostizieren eine weitere Abschwächung des Euro gegenüber dem Dollar, weil das Zinsgefälle wegen der auseinanderdriftenden Wachstums- und Inflationsentwicklung zunimmt. Wir erwarten im Laufe des Jahres eine Wechselkursentwicklung in Richtung Parität.
Bei Aktien aus dem Euroraum weiter untergewichtet. Trotz der gedrückten Stimmung und der nach wie vor großen geopolitischen Unsicherheit sind die Bewertungen absolut gesehen noch nicht günstig, und wir erwarten für Aktien aus dem Euroraum im nächsten Jahr ein Wachstum des Gewinns pro Aktie von nur 4%, weniger als in anderen Regionen. Wenn die Dinge jedoch besser laufen als befürchtet, könnte es im Euroraum angesichts der heute sehr niedrigen Erwartungen irgendwann 2025 zu einer deutlichen Erholung der Aktienkurse kommen.