Expertenkommentar | Die langfristige Performance Schweizer Wertpapiere ist wieder auf Kurs
Diese solide Rendite von Schweizer Aktien wird sogar noch eindrucksvoller, wenn man bestimmte Haltezeiträume betrachtet. So zeigt unsere Analyse, dass ein Anleger, der Schweizer Aktien fünf Jahre lang gehalten hat, in 85 der letzten 99 Kalenderjahre eine positive Rendite erzielt hätte. Bei einer Haltedauer von zehn Jahren wäre diese „Trefferquote“ auf 96 von 99 Jahren gestiegen, während sich bei einer Haltedauer von 14 Jahren kein einziges Mal eine negative Rendite ergeben hätte. Weiter zeigt unsere Analyse, dass der Wert einer 1926 getätigten Anlage von CHF 1000 bis Ende 2024 auf CHF 1,48 Millionen angewachsen wäre (bzw. auf knapp CHF 1 Million nach Berücksichtigung diverser Portfolio- und Brokergebühren).
Für Anleger, die ein weniger volatiles Renditeprofil bevorzugen, zeigt unsere Analyse, dass ein ausgewogenes Schweizer Portfolio (60% Aktien, 40% Obligationen) seit 1926 eine durchschnittliche Jahresrendite von 6,6% erzielt hat. Bei einer Haltedauer von mindestens zehn Jahren hätte ein derartiges gemischtes Portfolio in keinem Fall eine negative Rendite gebracht.
Diese detaillierte Studie zur Performance von Schweizer Wertpapieren untermauert einen zentralen Grundpfeiler der Anlagephilosophie von Pictet, nämlich unsere Überzeugung, dass eine längerfristige Anlagestrategie zu besseren Renditen führt als der Versuch, den Markt taktisch zu „timen“. Ein ausgewogenes Portfolio aus Schweizer Aktien und Schweizer Obligationen sollte Anlegern mit begrenzter Risikotoleranz solide langfristige Renditen bieten und gelegentliche Phasen mit negativer Performance glätten.
Schweizer Aktien und Obligationen haben sich in den letzten zwei Jahren erholt, und die realen langfristigen Jahresrenditen liegen wieder nah am historischen Durchschnitt.
Schweizer Obligationen: 2024 mit ansehnlichen, wenn auch rückläufigen Renditen
Schwächere Wachstumsaussichten und eine starke Disinflation drückten 2024 die Zinsen in der Schweiz nach unten. Schweizer Obligationen (dargestellt durch den Swiss Bond AAA -BBB Total Return Index) schnitten erneut besser ab als ihre Pendants und erzielten eine robuste nominale Rendite von 5,3% (in CHF ), die allerdings nicht so hoch war wie 2023 mit 7,4%. Diese beiden Jahre mit positiver Rendite unterscheiden sich vom Jahr 2022, in dem Schweizer Obligationen eine nominale Rendite von -12,1% und damit die schlechteste Performance aller Zeiten verbuchten. Inflationsbereinigt lag die Rendite 2024 bei 4,7% und damit nahe am 70. Perzentil der realen Renditen seit 1926.
Mit Blick auf die Zukunft dürfte der Abwärtsdruck auf die Schweizer Zinsen anhalten. Es wird davon ausgegangen, dass der Preisdruck in der Schweiz sehr gering bleibt und die Inflation im gesamten Jahr 2025 unter 1,0% liegt. Da die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins 2025 weiter senken will, könnte er am Jahresende bei null liegen.
Grafik 1 - Inflation gemäss Schweizer Verbraucherpreisindex (VPI) und Rendite 10-jähriger Staatsobligationen
Quelle: Pictet Wealth Management, Refinitiv
Stand: 31. Dezember 2024.
Es besteht sogar die Möglichkeit, dass er unter null fällt, vor allem wenn andere Zentralbanken wie die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik weiter deutlich lockern. Tatsächlich nimmt die Wahrscheinlichkeit negativer SNB-Leitzinsen nach Einschätzung der Märkte zu. Zwar sind die Zinsen das wichtigste geldpolitische Instrument der SNB, doch könnten auch Devisenmarktinterventionen dazu dienen, der Bedrohung durch die Frankenstärke zu begegnen.
Schweizer Aktien: Geduld und Durchhaltevermögen zahlen sich langfristig aus
Der Swiss Performance Index (SPI) brachte 2024 eine Rendite von 6,2% (in CHF ), ähnlich wie im Vorjahr mit 6,1%, aber deutlich unter dem langfristigen geometrischen Durchschnitt seit 1926, der bei 7,7% liegt. Grafik 2 mit den durchschnittlichen Jahresrenditen von Schweizer Aktien (dargestelltdurch den SPI) von 2009 bis 2024 ist ein Ausschnitt aus einer wesentlich grösseren Reihe, die unter diesem Link zum Download zur Verfügung steht. In der letzten Zeile des Ausschnitts sind die annualisierten CHF -Renditen bis Ende 2024 für verschiedene Einstiegsjahre angegeben.
Grafik 2 - Durchschnittliche Jahresrenditen in CHF von Schweizer Aktien in den letzten 16 Jahren, in % (Auszug aus der Jahresrenditen-Langzeittabelle von Pictet Wealth Management)
Quelle: Pictet Wealth Management, FactSet
Stand: 31. Dezember 2024
Betrachtet man nur Haltezeiträume von 2009 bis 2024, ist die durchschnittliche Rendite von Schweizer Aktien nicht weit vom langfristigen Durchschnitt von 7,7% seit 1926 entfernt. Die Renditen für Haltezeiträume der jüngeren Zeit sind wegen der schlechten Aktienperformance im Jahr 2022 etwas verzerrt.
Ein Drawdown bei Aktien ist immer mit Stress verbunden. Allerdings ist, wie diese Zahlen zeigen, auch zu berücksichtigen, dass sich Aktien nach einer Verkaufswelle wieder erholen können. Wenn man die Entwicklung über einen langen Zeitraum glättet, verflüchtigt sich die Wirkung von Bärenmärkten. Ein Anleger mit einem Zeithorizont von fünf Jahren hätte in den letzten 99 Jahren (1926–2024) 14 Mal eine negative Gesamtrendite auf Schweizer Aktien hinnehmen müssen. Diese 14 Fälle stehen vor allem im Zusammenhang mit drei grossen Marktereignissen: dem Wall-Street-Crash 1929, dem Platzen der Dotcom-Blase 2001 und der globalen Finanzkrise 2008. Anleger mit einem Horizont von zehn Jahren hingegen hätten seit 1926 eine negative Rendite nur bei einer Erstanlage in einem von drei Jahren eingefahren, die alle mit der Krise von 1929 zusammenhängen. Und unserer Analyse zufolge hätte niemand, der seit 1926 in Schweizer Aktien investiert hat, bei einem Horizont von mindestens 14 Jahren einen Verlust auf seine ursprüngliche Anlage erlitten (Grafik 3 zeigt die Renditen von Anlagen in Schweizer Aktien bei einer Haltedauer von 15 Jahren). Bei einem ausgewogenen Schweizer 60/40-Portfolio (60% Schweizer Aktien, 40% Schweizer Obligationen) verkürzt sich diese Zeit auf zehn Jahre. Unsere Analyse zeigt also, dass Aktienanleger der alten Weisheit, wonach sich der Markt nicht timen lässt, am besten mit einem disziplinierten, geduldigen Ansatz begegnen und ihr Portfolio mit einem Buy-and-Hold-Ansatz widerstandsfähiger machen können.
Grafik 3 - Jahresrenditen von Schweizer Aktien, gruppiert nach 15-Jahres-Perioden (Y-Achse) und Renditebereich (X-Achse)
Quelle: Pictet Wealth Management, FactSet
Stand: 31. Dezember 2024.
Märkte erholen sich weiter vom Rückschlag von 2022
Unsere Zahlen zu Jahresrenditen reichen bis ins Jahr 1926 zurück – fast ein ganzes Jahrhundert.
Die „Zauberei“ des Zinseszinseffekts lässt sich gut an der Gesamtrendite zeigen, die jemand erzielt hätte, der Ende 1925 einen Betrag von CHF 1000 investiert hätte (unter der Annahme, dass Dividenden reinvestiert werden und kein Geld abgezogen wird). Unserer Analyse zufolge wären aus den ursprünglichen CHF 1000 nach 99 Jahren CHF 1,48 Millionenge worden. Natürlich ist diese Zahl zu schön, um wahr zu sein: Diverse Kosten (Courtagen, Stempelabgaben, Kosten für Portfolioumschichtungen usw.) dürfen nicht unberücksichtigt bleiben. Daher ziehen wir von den Jahresrenditen, die wir für Aktien seit 1926 berechnet haben, 50 Basispunkte ab. Daraus ergibt sich für die anfängliche Investition von CHF 1000 im Jahr 1926 für den Zeitraum bis 2024 ein kumulativer Gesamtertrag von CHF 926'351. Soll über einen Zeitraum von 100 Jahren ein Ertrag von CHF 1 Million erreicht werden, muss im nächsten Jahr eine Rendite von 8% erzielt werden, was etwa dem langfristigen Durchschnitt entspricht. Geduld bringt Rosen, denn durch den Zinseszinseffekt kann der Zeithorizont eines Anlegers einen enormen Unterschied machen.
Wer seit 1926 über einen Zeitraum von 14 Jahren oder mehr in Schweizer Aktien investiert hat, hätte keinen Verlust auf seine ursprüngliche Anlage erlitten.
Anders ist die Lage dagegen bei Obligationen. Einerseits wirken die Risikoindikatoren weniger abschreckend: Schweizer Obligationen weisen eine annualisierte Standardabweichung (ein Mass für die Volatilität) von 4% auf, verglichen mit 20% bei Schweizer Aktien, und der maximale Drawdown (potenzieller Maximalverlust bei Kauf zu Höchst- und Verkauf zu Tiefstkursen) ist bei Schweizer Obligationen mit 12% (2022) ebenfalls geringer als bei Schweizer Aktien mit 34% (2008). Doch auch wenn Schweizer Obligationen2022 und 2023 vergleichsweise besser abgeschnitten haben als Aktien, war ihre durchschnittliche Jahresrendite seit 1926 nur etwa halb so hoch, nämlich 4,0% versus 7,7% (in CHF ). Auch wenn sich Obligationen – trotz des Ausrutschers von 2022 – bei der Minderung von Portfoliorisiken bewährt haben, sind Aktien also auf lange Sicht weiterhin zu bevorzugen (Grafik 4). Anders ausgedrückt: Ein ausreichend langfristiger Anlagehorizont in Verbindung mit einer gewissen Risikobereitschaft rechtfertigt einen hohen Aktienanteil.
Aktien bieten langfristig attraktivere reale Renditen als Obligationen
Wie schon erwähnt, liegt die annualisierte Durchschnittsrendite (geometrisches Mittel) für Schweizer Aktien und Obligationen (in CHF ) über die letzten 99 Jahre bei nominal 7,7% bzw. 4,0%. Da im Jahr 2022 beide Anlageklassen eingebrochen sind, liegen diese Zahlen etwas niedriger als im Juli 1998, als wir unsere Analyse der langfristigen Renditen erstmals veröffentlicht haben. Die durchschnittliche Jahresrendite im Zeitraum 1926–1998 lag für Aktien bei 8,6% und für Obligationen bei 4,6%.
Durch die Rückkehr der Inflation nach Corona ist es wichtiger denn je, auf die realen Renditen (die den Geldwertverfall berücksichtigen) zu achten. Auf realer Basis lag die Durchschnittsrendite von Schweizer Aktien von 1926 bis 2024 bei 5,6% – nur knapp unter den 6,0% für den Zeitraum von 1926 bis 1998. Noch geringer ist die Abweichung bei Schweizer Obligationen, deren reale annualisierte 10-Jahres-Durchschnittsrendite per Ende 2024 bei 2,1% lag, genau wie Ende 1998. Auch diese Zahlen zeigen, dass Aktien langfristig höhere reale Renditen bieten als Obligationen.
Grafik 4 - Nominalwert von Aktien, Obligationen und einem 60/40-Portfolio versus Schweizer Verbraucherpreisindex, 1926 bis 2024 (Basis=100)
Quelle: Pictet Wealth Management, FactSet
Stand: 31. Dezember 2024.
Ein ausgewogener Ansatz schnitt 2024 real etwas besser ab
Das Schweizer 60/40-Portfolio verzeichnete im Jahr 2022 einen Wertverlust von 14,7% und damit das viertschlechteste Jahr seit 1926. Seitdem hat sich die Performance jedoch wieder erholt, und die nominale Rendite dieses Portfolios lag 2023 bei 6,6% und 2024 bei 5,8%. Soll die negative Performance von 2022 vollständig wettgemacht werden, muss eine zusätzliche Rendite von 3,9% erzielt werden (siehe Grafik 4). Während der Beitrag von Aktien in den letzten zwei Jahren relativ stabil bei rund 3,7% lag, ist der Beitrag von Schweizer Obligationen von 2,9% im Jahr 2023 auf 2,1% im Jahr 2024 gesunken (siehe Grafik 5), vor allem aufgrund ihrer unterdurchschnittlichen Performance im Jahr 2024, als sich der Zinsrückgang verlangsamte.
Auf realer Basis schnitt ein ausgewogenes Schweizer 60/40-Portfolio 2024 besser ab, da die Inflation im Vergleich zu 2023 markant abnahm, was eine über dem geometrischen Durchschnitt der letzten 99 Jahre liegende Rendite zur Folge hatte.
Der Zweck einer ausgewogenen Allokation – eines kombinierten Portfolios aus Aktien und Obligationen – besteht darin, vom Aufwärtspotenzial der Aktien zu profitieren und sich mit Staatsobligationen gegen Einbrüche am Aktienmarkt abzusichern. Seit 1926 ist die Jahresrendite des SPI 30 Mal negativ gewesen. In 26 dieser 30 Fälle verzeichnete der Schweizer Obligationenindex eine positive Rendite und federte damit die Aktienverluste eines 60/40-Portfolios ab. In der Vergangenheit hat das Schweizer 60/40-Portfolio eine nominale Jahresrendite von 6,6% erzielt. Bei einer Haltedauer von mindestens zehn Jahren haben Anleger mit einem ausgewogenen Schweizer Portfolio unserer Analyse zufolge in den letzten hundert Jahren keinen Verlust auf ihre ursprüngliche Anlage hinnehmen müssen.
Grafik 5 - Aufteilung der Rendite eines Schweizer 60/40-Portfolios seit 1926
Quelle: Pictet Wealth Management, FactSet
Stand: 31. Dezember 2024.
Fazit
Seit ihrer negativen Performance von 2022 haben sich Schweizer Aktien und Obligationen in den letzten zwei Jahren wieder erholt und ihre langfristige positive Wertentwicklung fortgesetzt. Für den Zeitraum seit 1926 liegt die durchschnittliche jährliche Gesamtrendite (nominal) für Schweizer Aktien bei 7,7% (in CHF ) und für Schweizer Staatsobligationen bei 4,0%.
Kurzfristige Renditen können in jeder Anlageklasse schwanken, doch unserer Analyse zufolge haben langfristige Anlagen in Schweizer Aktien und Obligationen verlässliche langfristige positive Renditen gebracht. Unsere Analyse anhand von Daten seit 1926 zeigt, dass eine Anlage in Schweizer Aktien bei einer Haltedauer von fünf Jahren in 86% und bei einer Haltedauer von zehn Jahren sogar in 97% der Fälle zu einer positiven Gesamtrendite geführt hat. Bei einer Haltedauer von 14 Jahren hat sich für Schweizer Aktien in keinem einzigen Fall eine negative Rendite ergeben.
Für Anleger mit eher begrenzter Risikotoleranz hat ein gemischtes 60/40-Portfolio aus Schweizer Aktien und Schweizer Obligationen seit 1926 eine solide langfristige Jahresrendite von 6,6% erbracht und dabei gelegentliche Phasen mit negativer Performance geglättet.
Nur zu Illustrationszwecken. In der Vergangenheit erzielte Resultate geben keine Gewähr für die zukünftige Entwicklung. Wertentwicklung und Erträge können aufgrund von Währungsschwankungen steigen oder fallen.