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Weekly view - Krieg der Suchanbieter
Bard, Googles Antwort auf den konkurrierenden KI-Chatbot ChatGPT, hat letzte Woche in seinem ersten Demovideo eine falsche Antwort gegeben. Das Urteil des Marktes war hart: Der Aktienkurs der Google-Muttergesellschaft Alphabet sackte am Mittwoch um 8% ab. Dennoch könnte künstliche Intelligenz die Technologielandschaft wohl massgeblich beeinflussen – und zwar früher, als manche erwarten. Schliesslich hat es bei Mobiltelefonen 16 Jahre gedauert, die Marke von 100 Millionen Nutzern zu knacken, bei WhatsApp dreieinhalb Jahre, aber bei ChatGPT nur zwei Monate.
Das US-Arbeitsministerium hat die Zahlen für den Verbraucherpreisindex (CPI) für Dezember korrigiert: Statt von einem Rückgang um 0,1% ist nun von einem Anstieg um 0,1% im Vergleich zum Vormonat die Rede. Da auch die CPI-Zahlen für die zwei Vormonate nach oben korrigiert wurden, belasten die höheren Zahlen die Erwartungen für den CPI-Bericht für Januar, der morgen veröffentlicht wird. Bei der Neugewichtung verschiedener Posten werden Dienstleistungen künftig stärker gewichtet. Wir werden besonders auf die „Super-Core-Inflation“ achten (in die die Preise für Dienstleistungen, aber nicht für Energie und Wohnen einfliessen), um die Bereitschaft der Fed für eine geldpolitische Kursänderung auszuloten. Mit Zinssenkungen der Fed rechnen wir in diesem Jahr noch nicht. Ausserdem erscheinen in den USA diese Woche der Bericht über die Einzelhandelsumsätze im Januar und der neueste Small Business Economic Trends Survey. Die zuletzt hohe Korrelation von Aktien und Anleihen mit der Inflation deutet darauf hin, dass jeder Hinweis auf eine weiterhin problematische Teuerung die Volatilität anheizen und für Risikoanlagen generell ungünstig sein könnte. Bei erhöhter Volatilität ist eine Portfolioabsicherung sinnvoll. Unterdessen fallen die Unternehmensgewinne etwas besser aus als befürchtet, vor allem in Europa, wo die gemeldeten Gewinne zu einer krassen Diskrepanz bei der Performance einzelner Aktien führen. Dies zeigte sich etwa im Bankensektor, wo die über den Prognosen liegenden Ergebnisse einer grossen niederländischen Bank einen Höhenflug des Aktienkurses auslöste, während die Aktien einer französischen und einer schweizerischen Bank nach enttäuschenden Ergebnissen zu einer Talfahrt ansetzten. Für Stockpicker ist dieses Umfeld ideal.
Da Russland seine Ölproduktion als Antwort auf weitere westliche Sanktionen vom nächsten Monat an drosseln will, sehen wir die Gefahr einer geopolitisch bedingten Rezession wachsen. Zusätzlich erhöht hat sich dieses Risiko in den letzten Tagen durch den Abschuss chinesischer Spionageballons durch die Amerikaner und Präsident Bidens ernste Warnung an Peking in seiner Rede zur Lage der Nation. Bemerkenswert ist zudem, dass China seit Monaten seine Goldreserven aufstockt, offenbar um sich vom US-Dollar unabhängig zu machen. Der Trend zum Friendshoring dürfte sich bei den Unternehmen fortsetzen. Dass Japan Lohnwachstum verzeichnet (wenn auch bisher vor allem durch Boni) und der designierte Gouverneur der Bank of Japan, Kazue Ueda, einen strafferen Kurs einschlagen dürfte als sein Vorgänger, lässt uns an unserer positiven Einschätzung des Yen festhalten.