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Eine bewohnbare Welt
Die Menschheit hat die Natur lange als selbstverständliche Gegebenheit betrachtet. Dank der Fülle an Ressourcen konnten wir uns entwickeln wie keine andere Lebensform auf diesem Planeten. Doch heute besteht kein Zweifel mehr: Wir existieren keineswegs losgelöst von der Natur, sondern sind Teil ihres empfindlichen Ökosystems.
Wir stehen an einem Scheideweg und sehen uns einer gewaltigen Herausforderung gegenüber. Entweder setzen wir unseren bisherigen Kurs fort – der das Ende der Menschheit bedeuten kann – oder wir steuern um und schaffen eine Gesellschaft im Einklang mit der Welt, in der wir leben.
Am Weltwirtschaftsforum 2023 warnte Johan Rockström, Direktor am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, eindringlich: „Wissenschaftlich gesehen handelt es sich nicht um eine Klimakrise, sondern um mehr: Wir stehen vor einem Massenaussterben ... Es handelt sich um eine planetare Krise“. Wissenschaftler wie Johan Rockström, führende Politikerinnen und Politiker sowie Nichtregierungsorganisationen auf der ganzen Welt haben den Klimawandel und das Artensterben zur grössten Bedrohung der Menschheit erklärt.
Trotz der überwältigenden Beweise dafür, dass es eindeutig die Menschen sind, die den Klimawandel zu verantworten haben1, wird immer noch viel zu wenig in dessen Bekämpfung investiert. Dies gilt auch für die Philanthropie, fliessen doch weltweit nur 2%2 des philanthropischen Kapitals in den Klimaschutz. In Asien, der Region, die den Folgen des Klimawandels am stärksten ausgesetzt ist, beträgt dieser Anteil nicht einmal 1%3.
Doch die Lage verändert sich rasant, und immer mehr Philanthropinnen und Philanthropen erkennen dieses Missverhältnis oder fragen sich, wie sie sich stärker engagieren können. Dies sehen wir auch bei unseren Kundinnen und Kunden, und mit diesem Beitrag wollen wir ihnen helfen, einen Ansatz zu verfolgen, der dieser Realität stärker Rechnung trägt und Klimafragen mehr Bedeutung beimisst.
Die Auswirkungen des Klimawandels sind weit verbreitet und eng verflochten, und sie nehmen rasant zu.
In der Wissenschaft besteht weltweit Einigkeit darüber, dass die globale Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf 1,5 °C begrenzt werden muss (gegenüber dem vorindustriellen Niveau von 1850–1900). Wir laufen sonst Gefahr, sogenannte „Klima-Kipppunkte“ auszulösen – mit der Folge, dass es kein Zurück zu unserem gewohnten Klima mehr gibt.
Wie können sich also Philanthropinnen und Philanthropen für den Klimaschutz einsetzen? Es mag oft aussichtslos erscheinen, eine Aufgabe dieses Ausmasses in Angriff zu nehmen. Weil sich der Klimawandel jedoch auf alle Bereiche unseres Lebens auswirkt, kann jede Massnahme Positives bewirken. Ein erster Schritt sollte sein, sich mit den zwei Schlüsselbereichen auseinanderzusetzen: Klimaschutz und Klimaanpassung.
Klimaschutz: Massnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen und/oder zur Entnahme dieser Gase aus der Atmosphäre, um die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Dazu gehören die Umstellung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien, Abholzungsstopp und Wiederaufforstung.
Klimaanpassung: Massnahmen zur Verringerung der oder zur Anpassung an die negativen Auswirkungen des Klimawandels. Einige dieser Auswirkungen werden ja auch dann eintreten, wenn wir die globale Erwärmung auf 1,5 °C begrenzen. Anpassungslösungen variieren je nach Region und Kontext und umfassen die Diversifizierung von Anbaukulturen oder die Unterstützung von Gemeinschaften bei der Anpassung an Extremwetter, steigende Meeresspiegel und zunehmende Überschwemmungen.
Vor diesem Hintergrund gibt es vier Bereiche, in denen ein philanthropisches Engagement bei der Bekämpfung des Klimawandels Wirkung zeigen kann.
Der Klimawandel ist zweifellos eine der grössten Herausforderungen, vor denen die Menschheit je stand. Das mag entmutigend klingen, aber es gibt Grund zur Hoffnung: Da wir Menschen diese planetare Krise verursacht haben, liegt auch die Lösung in unserer Hand. Auch wenn die ständigen Meldungen über Extremwetterereignisse den Anschein erwecken, es ginge nur schleppend voran, wurde in den letzten Jahren doch viel erreicht.
Und wenn wir weiterhin unser Know-how und die notwendigen Mittel aufwenden und uns mit entsprechenden Ideen und politischem Willen für eine nachhaltigere Welt einsetzen, ist noch viel mehr möglich.
Gründe zur Hoffnung
•Seit 2018 wird ein Drittel der globalen Stromerzeugungskapazität durch erneuerbare Energien abgedeckt5, und bei der neu hinzugekommenen Kapazität waren es 2020 sogar 82%.6 Von 2012 bis 2021 ist die Kapazität der erneuerbaren Energien um 112% gestiegen.
• Die weltweiten Investitionen in grüne Anleihen erreichten 2020 einen neuen Rekord von USD 270 Milliarden.7
• Die Europäische Union gab 2022 eine Einigung über die Einführung eines CO2-Einfuhrzolls auf CO2-intensive Güter wie Stahl und Zement bekannt. In das CO2-Quoten- und -Handelssystem des sogenannten CO2-Grenzausgleichsmechanismus (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM) können später noch weitere Branchen einbezogen werden.
• Die französische Regierung beschloss 2022 auf Vorschlag des französischen Bürgerkonvents für das Klima ein gesetzliches Verbot von Inlandsflügen, deren Ziel per Bahn in unter 2,5 Stunden zu erreichen ist.
• Der weltweite Elektroautomarkt überstieg 2020 die Marke von 10 Millionen Fahrzeugen – doppelt so viele wie 2018.8