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Auf der suche nach guidance
Die vergangene Woche veröffentlichten Daten zum US-Verbraucherpreisindex fielen niedriger als erwartet aus, was den Aktien- und Anleihemärkten angesichts der Hoffnung, dass die Fed ihre Zinserhöhungen bald beenden wird, Auftrieb verlieh. Der Dollar gab deutlich nach. Während die Gesamtinflation im Mai noch 4% betrug, stiegen die Verbraucherpreise im Juni nur noch um 3,0%. Dieser Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat stellt den geringsten Anstieg seit März 2021 dar. Die Kerninflationsrate, die volatile Nahrungsmittel- und Energiepreise ausschliesst, ging von 5,3% im Mai auf 4,8% im Juni zurück (jeweils im Vorjahresvergleich). Grund für den nachlassenden Preisdruck im Juni waren u. a. ein Rückgang der Preise für Flugtickets um 8% gegenüber dem Vormonat und rückläufige Gebrauchtwagenpreise. Die Teuerung bei den Erzeugerpreisen betrug im Juni nur 0,1% im Vorjahresvergleich. Dennoch spricht weiterhin einiges dafür, dass die Fed angesichts des angespannten Arbeitsmarktes und der Tatsache, dass die Inflationsrate immer noch über ihrem Zielwert von 2% liegt, an ihrer Sitzung vom 25./26. Juli einen Zinsschritt um 25 Bp vornehmen wird. Als Beweis für die anhaltende Robustheit der US-Wirtschaft stieg das von der Universität Michigan erhobene US-Konsumklima im Juli auf den höchsten Wert seit September 2021 und übertraf die Erwartungen. Ausverkaufsaktionen sorgten letzte Woche für höhere Umsätze im Online-Handel. Wir werden die Umsätze im US-Detailhandel diese Woche im Auge behalten. Die von der Universität Michigan erhobenen einjährigen Inflationserwartungen stiegen im Juni leicht von 3,3% auf 3,4%. Die Märkte werden ihre Aufmerksamkeit nun der diese Woche anlaufenden Berichtssaison für das 2. Quartal und den von den Unternehmen veröffentlichten Prognosen zuwenden. Erste Ergebnisse von Banken zeigen, dass sie im 2. Quartal ausserordentliche Gewinne erzielten. Bei Aktien sind wir untergewichtet, und wir setzen auf aktives Management bei vorzugsweise europäischen und japanischen Unternehmen.
In China verlangsamte sich die Verbraucherpreisinflation auf 0% im Juni von 0,2% im Mai. Die Erzeugerpreise sanken gegenüber dem Vorjahr um 5,4%, nachdem der Rückgang im Vormonat noch 4,6% betragen hatte. Der Rückgang des Produzentenpreisindex weist auf sinkende Gewinne bei Industrieunternehmen hin. Die schlechteren Daten aus China veranlassten die People’s Bank of China (PBoC), weitere Massnahmen zur Stützung der Konjunktur anzukündigen. Wir rechnen mit gezielten Stimulierungsmassnahmen, die jedoch womöglich hinter den Erwartungen des Marktes zurückbleiben. Daten zum Kreditgeschäft in China lassen erste Verbesserungen erkennen, wobei die Zahl der neu gewährten Bankkredite im Juni gegenüber dem Vormonat stärker als erwartet zulegte. Das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts verlangsamte sich im 2. Quartal auf 0,8% gegenüber dem Vorquartal (Q1: 2,2%).
An den Märkten verzeichnete der S&P 500 letzte Woche ein Plus von 2,4%1 (in USD) und gaben die Anleihenrenditen angesichts rückläufiger Inflationsdaten nach. US Small Caps erholten sich stärker als der S&P 500, weil ihr Fremdkapitaleinsatz höher ist als bei grossen Unternehmen. Der Rückgang der Inflation drückte den Dollar, denn die Märkte gehen jetzt davon aus, dass die Fed weniger aggressiv vorgehen wird. Der Euro stieg auf USD 1.12, ein Zuwachs von 2,4% gegenüber der Vorwoche. Eine Neugewichtung des Nasdaq-100 könnte kurzfristig für Volatilität sorgen. Die Ölpreise stiegen aufgrund des von Saudi-Arabien gedrosselten Ölangebots. Auf geopolitischer Ebene hat die Türkei den Beitritt Schwedens zur Nato unterstützt. Sportlich endetet die Woche mit einem dramatischen Fünfsatzsieg des Spaniers Carlos Alcaraz in Wimbledon.