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Die „grosse Vermögensübertragung“: Spiegelbild des tief greifenden Wandels in der Gesellschaft
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Angesichts der Grössenordnung dieser Staffelübergabe müssen die Familien und ihre Berater den traditionellen Top-Down-Ansatz in der Nachfolgeplanung auf den Prüfstand stellen, um neuen Entwicklungen Rechnung zu tragen.
Die jüngeren Generationen haben heute ein anderes Verhältnis zu Vermögen. Für sie ist damit eine Verantwortung für Mensch und Umwelt verbunden. Auch Diskretion hat für sie einen anderen Stellenwert. Ihnen ist es wichtiger, etwas zu bewegen als keinesfalls von sich reden zu machen. Insbesondere die Erben stellen öffentlich die Frage nach der Legitimität ihres Familienvermögens oder distanzieren sich von der damit verbundenen Machtposition: So fordert Marlene Engelhorn, Enkelin des Firmengründers des Chemiekonzerns BASF, eine Reform der Besteuerung vermögender Familien, und Aileen Getty, Enkelin des Ölmagnaten J. Paul Getty, spendet Millionenbeträge an Umweltaktivisten. In der gesamten Breite der Gesellschaft ist einer im Auftrag von Fast Company in den USA durchgeführten Umfrage zufolge ein Drittel der Millennials der Ansicht, dass grosse Vermögen nach oben gedeckelt sein sollten. Daran wird deutlich, dass sie dem Grundsatz der wirtschaftlichen Umverteilung allgemein positiver gegenüberstehen als alle anderen Altersgruppen. Damit nimmt diese Generation eine Sonderstellung ein.
Wie Werte und die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sich entwickeln, hat nicht nur Auswirkungen darauf, wie Vermögen wahrgenommen wird, sondern auch darauf, wie es übertragen werden sollte. Es geht dabei nicht mehr nur darum, Generationenkonflikte zu vermeiden. Vielmehr gilt es, den familiären Zusammenhalt auf eine neue Grundlage zu stellen. Wenn die Differenzen zwischen den Generationen einfach ausgeblendet werden und unausgesprochen bleiben, wird zwar der Schein gewahrt, doch damit ist nichts gewonnen: Die Generation, die das Steuer in der Hand hält, arbeitet auf der Grundlage oftmals falscher Vorstellungen, und die nachfolgenden Generationen spielen eine passive Rolle, bis sie ans Ruder kommen. Die klassische Konstellation mit einer Schlüsselfigur in der Familie, die bis zu ihrem Tod den Gesamtüberblick und die Kontrolle über das Vermögen behält, passt immer weniger in die heutige Zeit, in der die jungen Generationen in der Regel auch ein Mitspracherecht haben und sich in unilateralen Entscheidungsprozessen und hierarchischen Strukturen nicht wiederfinden können. Aus systemischer Sicht hat diese Konstellation auch den grossen Nachteil, dass die anderen Familienmitglieder klein gehalten werden, mit letztlich fatalen Konsequenzen, da nach dem Tod dieser Schlüsselfigur niemand über die Kenntnisse oder Fähigkeiten verfügt, das Familienvermögen verantwortungsvoll zu verwalten.
Um den generationsübergreifenden Zusammenhalt zu sichern, muss ein offener Dialog geführt und schrittweise ein echtes „Team“ aus dem Familienkreis aufgebaut werden, in dem sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten in das gemeinsame Projekt einbringen kann. Für die Eltern bedeutet dies, dass sie ihre Kinder Schritt für Schritt in das familiäre Gefüge einbeziehen müssen, damit diese eine gesunde Beziehung dazu entwickeln und einen Sinn darin finden können, der über ein rein materielles Interesse hinausgeht. Für die künftigen Erben geht es darum, sich im Rahmen ihrer persönlichen Entwicklung und auf dem Weg in einen Beruf auch mit ihrer Geschichte und ihren Wurzeln auseinanderzusetzen, um konstruktive Vorschläge machen zu können und das Familienvermögen in zukunftsfeste Bahnen zu lenken.
Die besten Lösungen entwickeln sich aus Gesprächen zwischen den Generationen, wo jede Stimme respektiert wird und Gehör findet. Nicht mit vorgefertigten Konzepten, sondern im Austausch wird der Grundstein für eine Zukunft gelegt, die auf einer starken Partnerschaft zwischen den Generationen gründet.
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