Pictet Group
Armin Eiche – „Deutschland ist der drittgrößte Markt für Vermögensverwaltung weltweit“
Lassen Sie uns einen Blick auf Ihre bisherige Karriere werfen.
Nach der Schule habe ich meinen Wehrdienst bei den Gebirgsjägern absolviert und anschließend in Deutschland Betriebswirtschaft studiert. Nach meinem Abschluss ging ich zur Deutschen Bank und war dort 23 Jahre im Wealth Management tätig.
... und dann kreuzten sich Ihre Wege mit denen von Pictet.
In der Tat. Ich erinnere mich immer noch lebhaft an die Worte von Marc Pictet, als ich damals die teilhabenden Geschäftsführer von Pictet in Genf traf: „Wir haben zwei Ziele für den deutschen Markt, und zwar kontinuierliches Wachstum und kein Reputationsrisiko.“ Mir wurde klar, dieser Bank geht es vorrangig darum, die Bedürfnisse ihrer Kunden zu verstehen, statt nur Produkte zu verkaufen. Ich war schnell überzeugt, dass ich mit Pictet die richtige Entscheidung treffe – für eine Bank, die mir genau die Freiheit und die nötigen Ressourcen gibt, um ein Geschäft in Deutschland aufzubauen.
Als ich 2011 bei Pictet anfing, hatte ich ein kleines Team von elf Leuten unter mir. Mit der Zeit wurde daraus eine vollwertige Plattform zur Geschäftsentwicklung. Heute zählt PWM Deutschland 34 Teammitglieder und verwaltet ein Vermögen von knapp 10 Milliarden Euro.
Zu diesem Wachstum beigetragen hat sicherlich auch die Strategie, auf Nähe zu Kunden in zwei der reichsten Bundesländer – Bayern (München) und Baden-Württemberg (Stuttgart) –zu setzen.
Absolut. Die Eröffnung unseres Büros in München vor zehn Jahren und die Büroeröffnung in Stuttgart zwei Jahre später waren Meilensteine in der Wachstumsgeschichte von PWM in Deutschland. In unserem inzwischen zehnköpfigen Team in München finden sich mehrere ehemalige Deutsche-Bank-Mitarbeiter. Das Team in Stuttgart bestand anfangs aus fünf Kollegen, die vorher von Frankfurt aus tätig waren, und zählt inzwischen acht Banker und CROs. In Frankfurt arbeiten zehn Kolleginnen und Kollegen im PWM-Team.
Unseren Fokus richten wir jetzt auf Nordrhein-Westfalen, das nicht nur das größte und bevölkerungsstärkste Bundesland, sondern auch ein wichtiger Industriestandort in Deutschland ist, und auf die Landeshauptstadt Düsseldorf. Unser Ziel ist nicht unbedingt, hier ein neues Büro zu eröffnen. Wir decken diesen Markt derzeit von Frankfurt aus ab, das die nötige Nähe zum Rheinland aufweist, um Kunden vor Ort zu betreuen.
Inwieweit profitiert PWM Deutschland von der Verlegung des europäischen Hauptsitzes nach Frankfurt?
Dieser Schritt unterstreicht unser langfristiges Bekenntnis zu Deutschland, während sich viele unserer Mitbewerber in den letzten Jahren aus diesem Markt zurückgezogen haben. Bei einigen war dieser Rückzug endgültig, andere sind wieder zurückgekehrt. Sich dann wieder am Markt zu etablieren ist allerdings schwierig.
Wir hingegen sind dem deutschen Markt treu geblieben und haben über die Jahre durch stetiges Wachstum und geringe Fluktuation im Team Vertrauen aufgebaut. Die Verlegung der Europazentrale zeugt von diesem Bekenntnis zu Deutschland. Aus einem kleinen Akteur hat sich PWM Deutschland durch organisches Wachstum zu einer der größten Marktregionen in Europa für Pictet entwickelt. Insgesamt ist Deutschland gemessen am investierbaren Vermögen pro Person hinter Festlandchina und den Vereinigten Staaten der weltweit drittgrößte Vermögensverwaltungsmarkt für das UHNWI-Segment.
Aber auch die Schweizer Identität und die damit assoziierten Werte Verlässlichkeit, Solidität und Stabilität dürfen nicht unterschätzt werden und kommen bei Kundinnen und Kunden aus den verschiedensten Ländern, vor allem auch Deutschland, sehr gut an.
Kommen wir zu Ihnen persönlich... Gibt es ein Buch, das sie ganz besonders inspiriert hat?
„Der Salzpfad“ von Raynor Winn. In diesem Buch geht es um die wahre Geschichte eines Ehepaars, das sein Zuhause und quasi alles verliert, als der Mann schwer erkrankt, und daraufhin beschließt, sich auf die Wanderung entlang des bekannten britischen Küstenwegs South West Coast Path zu machen. Umgeben von dieser herrlichen Landschaft wird dem Paar bewusst, wie schön die Welt ist, und sie beginnen, die Dinge mit anderen Augen zu sehen.
Was mich an diesem Buch am meisten beeindruckt hat, ist die Figur des Ehemannes. Als er von den Ärzten die Nachricht erhält, dass er nur noch wenige Monate zu leben hat, und daraufhin alles verliert, zeigt er außergewöhnliche Entschlossenheit, kämpft sich dank der Unterstützung seiner Ehefrau und der Kraft, die er aus dem Wandern bezieht, zurück und besiegt sogar seine Krankheit. Das Buch war ein Bestseller in Großbritannien und Europa, für mich aber vor allem eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe. Vielleicht weil es mir die Augen geöffnet hat, dass es im Leben noch mehr gibt, als nur im Job gut zu sein.
Auf welche Person, vielleicht aus ihrem privaten Umfeld, sind Sie besonders stolz?
Mein Bruder Markus hat parallel zu seinem Studium der Elektrotechnik eine Ausbildung zum Opernsänger absolviert und ist heute einer der gefragtesten Baritons der Welt mit Auftritten in führenden Opernhäusern, von Bayreuth über die Metropolitan Opera New York bis hin zu Tokio und London. Immer wenn er in der Nähe ist, treffen wir uns, vor allem in Bayreuth, wo ich gerne Kundenessen mit ihm und anderen Opernstars veranstalte. Das ist natürlich etwas ganz Besonderes für unsere Kunden und etwas, das sich nicht mit Geld bezahlen lässt.