Wie aktive Einflussnahme den Blick auf die Zukunft verändert

Im Streben nach einer nachhaltigeren Wirtschaft ist es verlockend, „schmutzige Industrien“ zugunsten sauberer, grüner, neuer Ideen zu meiden. Allerdings dürfte Kapitalabzug Unternehmen nicht abschrecken, wenn alternative Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Aktive Einflussnahme kann für verantwortungsbewusste Investoren eine wirkungsvolle und lohnende Alternative sein, wenn es darum geht, den Fortschritt zu lenken.

Der Dialog zwischen Investoren und Unternehmen über die Entwicklung der Wirtschaft und Best Practices ist ein wichtiges Instrument, um positiven Wandel zu fördern.

Bei Pictet orientiert sich dieser Dialog an unserer Vision für verantwortungsbewusstes Anlegen und an unserem Rahmen für das Aktionärsengagement. Dadurch wird sichergestellt, dass wir uns auf klar definierte Schwerpunktthemen, risikobehaftete Aktivitäten und gravierende Kontroversen konzentrieren.

Aktive Einflussnahme kann ein Instrument zur Fortschrittsförderung in Unternehmen und Branchen mit Entwicklungspotenzial sein, sei es durch Materialien, Lieferanten, Logistik, Ansätze oder Prozesse. Im Mittelpunkt kann auch die Suche nach bahnbrechenden Innovationen stehen – nach revolutionären Verfahren, Produkten und Dienstleistungen, die bestehende Modelle hinfällig werden lassen.

Betrachtet man etwa Anbieter von Basiskonsumgütern, so zeigt sich, dass ihre internen Praktiken Einfluss darauf haben, wie wir heute konsumieren und verschwenden. Auch wenn ihre Produktpalette relativ stabil bleibt, drängen engagierte Investoren auf verantwortungsvollere Betriebsabläufe. Nachhaltige Verpackungslösungen wie der Umstieg auf papierbasierte, wiederverwendbare, biologisch abbaubare oder kompostierbare Materialien stehen seit mehr als einem Jahrzehnt auf ihrer Agenda. Die Innovationsstrategie dieser vergleichsweise risikoarmen Branche hat eine kontinuierliche Verbesserung ihres Beitrags zu einer Netto-Null-Wirtschaft ermöglicht.

Im Idealfall würden fossile Brennstoffe bald der Vergangenheit angehören, und unsere gesamte Energie aus erneuerbaren Quellen stammen. Noch sind diesem Szenario jedoch Grenzen gesetzt: Kurzfristig ist die Öl- und Gasproduktion notwendig, um die globale Energiesicherheit zu gewährleisten. Parallel zur Entwicklung von klimafreundlichen Lösungen bietet das Konzept der aktiven Einflussnahme Investoren die Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass bei unumgänglichen Öl- und Gasprojekten nach Best Practice gearbeitet wird und die Emissionen im Laufe der Zeit kontinuierlich sinken. Längerfristig könnte das Engagement sogar zum Strukturwandel in dieser Branche beitragen, indem es sich auf die Steigerung von Green Capex – Investitionsausgaben für ökologisch nachhaltige Aktivitäten – konzentriert.

Die Automobilindustrie befindet sich in einem überlebenswichtigen Umbruch. Sie stellt ihre Produktion zunehmend auf Elektroautos um – die meisten grossen Unternehmen haben sich verpflichtet, in absehbarer Zukunft ausschliesslich Autos mit Elektroantrieb herzustellen. Es wurde massiv in Lithium-Ionen-Batterien investiert, was zu einem deutlichen Rückgang der Produktionskosten geführt hat. Zwar ist ihre Herstellung rentabel, die derzeitige Technologie ist indes nicht nachhaltig und zu zerstörerisch, um auf Dauer tragfähig zu sein. Würden alle zugelassenen Autos mit Lithium-Ionen-Batterien betrieben, wären die Umweltauswirkungen katastrophal. Batteriehersteller müssen innovativ sein, und Fahrzeughersteller können nicht nur passive Verbraucher sein. Sie stehen in der Verantwortung, in skalierbare, materialeffiziente neue Technologien zu investieren und ihnen Vorrang einzuräumen. Investoren haben die Chance, diesen Prozess zu unterstützen, zu beeinflussen und davon zu profitieren, indem sie sich engagieren und Einfluss nehmen.

Engagement kann auch für Unternehmen vorteilhaft sein – es geht nicht nur darum, zum Wandel gedrängt zu werden. Investoren bieten Orientierung und sensibilisieren die Branche, unterstützt von Analysten, die sich auf die Expertise von Research Teams stützen – Menschen, die ihre Finger am Puls neuer und aufkommender Technologien, Innovationen und Investitionen haben. Diese Erkenntnisse sind von unschätzbarem Wert für Unternehmen, die nach den kostengünstigsten und zugleich praktikabelsten Wegen zu langfristiger Tragfähigkeit suchen.

Verantwortungsvolle Innovation schliesst ein, dass sich Unternehmen in risikoreichen Branchen neu erfinden. Beim Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft geht es nicht darum, die Technik und Technologie der Vergangenheit zu vergessen, sondern darum, sie im Lichte der heutigen Erkenntnisse weiterzuentwickeln, zu verbessern und umzugestalten. In Verbindung mit unserem menschlichen Erfindungsreichtum ist dies der realistischste Weg, um die Welt sauberer zu machen.

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