Auf dem Weg zu netto null

Das vergangene Jahr markierte einen Höhepunkt der weltweiten Aufrufe zum Handeln gegen den Klimawandel. Der Weltklimarat – bestätigte erneut, dass die weltweiten Temperaturen noch in diesem Jahrhundert um mehr als 1,5 Grad gegenüber dem vor-industriellen Niveau ansteigen werden, wenn die Co2-Emissionen nicht unverzüglich stark gesenkt werden. In der Folge trafen sich Staats- und Regierungschefs in Glasgow zur Weltklimakonferenz COP26, um die Versprechen des Pariser Abkommens zu bekräftigen. Nun müssen diese Versprechen in konkrete Pläne übersetzt werden und diese Pläne in spezifische Massnahmen.

Beim Erreichen der ehrgeizigen Ziele übernehmen aber nicht nur die weltweiten Entscheidungsträger eine wichtige Rolle – jeder einzelne Akteur der Weltwirtschaft muss seinen Beitrag leisten. Für Anlegerinnen und Anleger wird sich der Klimawandel sowohl auf die Preise als auch auf die Renditen der Anlagen auswirken. Gleichzeitig können wir als Vermögensverwalter und -eigentümer durch die Art, wie wir das Kapital für unsere Kundinnen und Kunden einsetzen, die Entwicklung des Klimawandels beeinflussen. So entsteht eine kontinuierliche Rückkopplungsschleife: Indem wir den Klimawandel mithilfe unserer Kapitalströme abschwächen, tragen wir dazu bei, langfristig Risiken zu verringern.

Bevor wir handeln, müssen wir aber zunächst bestimmte Sachverhalte verstehen und Messungen vornehmen. Bei der Bestandsaufnahme unserer eigenen Treibhausgasemissionen wird schnell klar, dass die überwältigende Mehrheit auf unsere Anlagen zurückzuführen ist. Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur aus dem Jahr 2021 sind die Portfolio-Emissionen globaler Finanzinstitute durch-schnittlich mehr als 700 Mal höher als die direkten Emissionen der Institute selbst. Im Gegensatz zu Emissionen, die aus unseren eigenen Aktivitäten oder eingekaufter Energie stammen, verantworten wir die Portfolio-Emissionen indirekt. Als Finanzdienstleister ist es unsere Aufgabe, den Übergang in der Realwirtschaft über zwei Hebel zu unterstützen. Erstens durch die Allokation von Kapital für Lösungen, die anderen Sektoren bei der Dekarbonisierung helfen. Und zweitens, indem wir als aktive Eigentümer sicherstellen, dass die Unternehmen, die wir besitzen, sich die richtigen Ziele setzen und Pläne ausarbeiten.

Ziel Dekarbonisierung

Für die Reduzierung unserer direkten und indirekten Netto-Treibhausgasemissionen auf null müssen wir zunächst eindeutige wissenschaftlich fundierte und extern überprüfte Ziele festlegen. Die Ausarbeitung von Standards läuft, doch wir können nicht auf die Allgemeinheit warten, um zu handeln. In diesem sich schnell verändernden Umfeld ist es von entscheidender Bedeutung, geeignete Rahmenbedingungen, Partner und umfassende Netzwerke auszumachen, um im Wandel zu bestehen. Aus diesem Grund hat sich Pictet letztes Jahr den Initiativen Science Based Targets (SBTi) und Net Zero Asset Managers angeschlossen.

Berichterstattung über Fortschritte

Sich ehrgeizige Ziele zu setzen reicht jedoch nicht aus. In Bezug auf die diesbezüglichen Fortschritte müssen wir transparent und verantwortlich kommunizieren, indem wir uns zu mehr Transparenz und Offenlegung verpflichten. Über die Fortschritte und wichtige Engagements in Übergangssektoren werden wir jährlich Bericht erstatten. Dabei soll widergespiegelt werden, was wir erreichen wollen: eine kohlenstoffarme, naturfreundliche Zukunft im Jahr 2050. Denn in der Praxis ist eine Dekarbonisierung des Portfolios, die nicht zu einer Dekarbonisierung in der Realwirtschaft führt, bedeutungslos und verlagert das Problem nur.

Engagement und Lobbyarbeit

Das mächtigste Instrument, das uns als Investoren zur Verfügung steht, ist darum unsere Stimme. Zunächst werden wir schrittweise alle Emittenten und externen Fondsmanager, mit denen wir zusammenarbeiten, auffordern, wissenschaftlich fundierte Ziele festzulegen, die sich an einem 1,5-Grad-Ziel in Bezug auf die Erderwärmung orientieren. Anschliessend stehen uns in Form von Engagement und Lobbyarbeit Druckmittel zur Verfügung, von positiver Einflussnahme über direkten Druck auf die Unternehmensleitung bis hin zu kollektiven Massnahmen. Die gute Nachricht ist, dass der Wandel bereits im Gange ist.

In der Finanzwelt hat es noch nie an klugen Köpfen gemangelt. Aber die Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, und die sehr komplexe Umsetzung der Lösungen erfordern die Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus verschiedenen Sektoren und Branchen. Wir müssen uns mit diesen Talenten und Vordenkern zusammentun, um unseren Kundinnen und Kunden innovative Lösungen anzubieten und eine Zukunft mit Netto-Null-Emissionen zu ermöglichen und zu fördern. So können wir das Wohlergehen künftiger Generationen verbessern und ermöglichen, dass sie von dem Reichtum profitieren, den eine gesunde Erde den Menschen und allen anderen Lebewesen bietet.